Der Gewölbekeller
Der dreischiffige Gewölbekeller des Alten Rathauses stammt vermutlich aus dem 13. oder frühen 14. Jahrhundert und ist der älteste Teil des Gebäudes, das im Zuge zweier Fehden 1531 und 1533 zerstört wurde. Das heutige Alte Rathaus wurde bis Mitte des 16. Jahrhunderts im Stil der Renaissance wieder aufgebaut. Der Eingang zum Keller erfolgte ursprünglich durch das zweite südliche Joch vom Markt her.
Der Gewölbekeller misst 7,15 x 18,66 m und wird von acht Gurtbögen in neun Joche unterteilt. Zwei Reihen Schildbögen verlaufen in Längsrichtung durch den Keller und teilen jedes Joch in drei Abschnitte, jeder von einem kuppelartigen Gewölbe bedeckt.
Dieser dazugehörige Vorgängerbau wird damals wohl nicht als Rathaus angelegt worden sein.
Die städtische Selbstverwaltung kam in der Frühzeit der Stadtentwicklung in Kaufmannshäusern zusammen, die den Bedürfnissen der Ratsversammlung nach und nach angepasst wurden. Erst später wurden Bauten mit dem ausdrücklichen Ziel als Rathaus zu dienen errichtet. Die große Zeit des Rathausbaus war das 15. Jahrhundert, ein Zeitraum vor dem man Norden auch nicht als Stadt bezeichnen sollte.
Die Pfeiler und die Quermauern im Eingangsbereich kamen später beim Neuaufbau des Hauses im 16. Jhd. hinzu und stammen nicht aus der Entstehungszeit des Kellers. Diese Gewölbekonstruktion im Alten Rathaus gehört einer frühen Phase der norddeutschen Gewölbetechnik an und ist sehr selten. Ähnliche Gewölbe sind aus Groningen, Bremen und Lübeck bekannt. Meist wurden jedoch statt der flachen Kappen die stabileren Kuppeln verwendet. Schon bald bevorzugte man allerdings die Tonnengewölbe, die in vielen Varianten, z. B. als Kreuzgratgewölbe, vom frühen 14. Jahrhundert bis in die Neuzeit hinein auch in Norden Verwendung fanden.
Im Gewölbekeller ist seit August 2021 die neue Dauerausstellung „Stadtgeschichte Norden“ zu sehen. Diese letzte gestaltete Abteilung der Dauerausstellung ist im Historischen Gewölbekeller, dem ältesten Teil des Alten Rathauses, verortet und präsentiert den Besuchern Meilensteine aus der Stadtentwicklung Nordens, seiner Handels- und Wirtschaftsgeschichte, Religionsgeschichte und beschreibt u.a. auch die Geschichte Nordens als einer der zentralen Tourismusorte in Ostfriesland.