Das Alte Rathaus
Der Ursprung des Alten Rathauses datiert ins Spätmittelalter Ende des 13./ Anfang des 14. Jahrhunderts. Die Breitseite des Gebäudes als Hauptfront mit den Giebeldächern zur Seitenfront zählen als typische architektonische Merkmale in die Zeit der Gotik. Ob das Gebäude bereits im 13./14. Jhd. als Rathaus fungierte ist nicht gesichert.
Um 1533 wurde das frühgotische Gebäude durch Brand und Verwüstungen durch die Truppen des Balthasars von Esens teilweise oder vollständig zerstört. Daraufhin erfolgte am 10. April 1539 der urkundliche Beschluss eines Wiederaufbaus, der bis ins Jahr 1542 andauerte. Die Grundmauern des Vorgängerbaus aus der Gotik blieben erhalten. Dazu zählt vor allem der alte Gewölbekeller. Dies ist somit der älteste Teil des heutigen bestehenden Alten Rathauses. Der Treppenturm dagegen wurde neu aufgebaut, die Außenwände zum Teil neu gemauert und die Fenster als Kreuzfenster mit Bleiverglasung neu eingesetzt. Viele dieser architektonischen Spuren (u.a. auch gotische Steinmetzzeichen) sind innerhalb der Räumlichkeiten und im Treppenaufgang immer noch zu bestaunen.
Die Nutzung des Rathauses war während der Jahrhunderte sehr vielschichtig. Neben der Funktion als Ort des Handels, Gewerbes, Rates und der Zusammenkunft der Bürger war das Rathaus auch Gerichtsort und Sitz der Verwaltung. Wohnungsquartiere waren dort zeitweise ebenso untergebracht wie Gefängniszellen. Auch wurden Räumlichkeiten des Alten Rathauses für die Nutzung einer Schule gebraucht.
ca. 1910, Fotograf: Gerdhard Klaffke, Bildarchiv Medienzentrum Norden
ca. 1910, Fotograf: Gerdhard Klaffke, Bildarchiv Medienzentrum Norden
ca. 1910, Fotograf: Gerdhard Klaffke, Bildarchiv Medienzentrum Norden
ca. 1940, Fotograf Edo Gerdes, Bildarchiv Medienzentrum Norden
ca. 1940, Fotograf Edo Gerdes, Bildarchiv Medienzentrum Norden
ca. 1940, Fotograf Edo Gerdes, Bildarchiv Medienzentrum Norden
Datum und Fotograf unbekannt, Bildarchiv Medienzentrum Norden
Datum und Fotograf unbekannt, Bildarchiv Medienzentrum Norden
Datum und Fotograf unbekannt, Bildarchiv Medienzentrum Norden
2021
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Anbei folgt die Zusammenstellung der baulichen Daten sowie der damit verbundenen Nutzungsfunktion der einzelnen Räumlichkeiten des Alten Rathauses nach der bauhistorischen Analyse.
13.-14. Jhd. | Ursprungsbau aus dem 13./14. Jhd., Kellergeschoss vollständig erhalten, Außenwände weisen noch die Reste der Originalsubstanz auf |
1531 – 1533 | Teilzerstörung des frühgotischen Gebäudes durch Brand und Verwüstung durch die Truppen von Balthasar von Esens |
1539 | Urkundlicher Beschluss über den Wiederaufbau (10. April 1539) |
1539-1542 | Vollendung des Wiederaufbaus auf ursprünglichen Grundmauern, Neubau des Treppenturms. Außenwände zum Teil aus dem Abbruchmaterial neu gemauert. Mit Sandstein umfasste Kreuz-Fenster mit Bleiverglasung, Sandsteingesimse. Liegender Dachstuhl mit 8 Gebinden und Sparren, dendrochronologische Untersuchungen ergaben, dass das Holz 1539 geschlagen wurde und aus Schweden stammt. Zweigeschossiger Bau, unterkellert. Erdgeschoss vermutlich unterteilt. Die Südseite wurde durch die Theelacht, die Nordseite als Wohnung bzw. für andere Zwecke genutzt. Das Obergeschoss war ursprünglich als Versammlungsraum ohne Unterteilung konzipiert. Eigentum der Kirchengemeinde, Nutzung für Versammlungen der Kirchenvertreter sowie als Kanzlei, Kämmerei und Stadtgericht. |
1616-1648 | Dreißigjähriger Krieg |
17.-18. Jhd. | Nutzung des Rathauses durch verschiedene Kriegstruppen als Wachlokal während des Dreißigjährigen Krieges. Niederländische Regierungszeit und französische Besatzung. |
1744 | Durch das Aussterben des ostfriesischen Fürstengeschlechts der Cirksena wird Ostfriesland preußische Provinz. |
1759 | Umfangreiche bauliche Veränderungen |
1768 | Aktenkundig: Rathaus stark zerfallen, Balken und Bohlen vermodert, Fenster zerbrochen |
1769 | Unterteilung des Obergeschosses in drei Räume, Vergrößerung der Fenster (heutige Schiebefenster), Einbau der Putzdecke, der zweiten Lage Fußbodendielung und Balkenkonsolen |
1789 | Französische Revolution |
Um 1800 | Während der französischen Besatzungszeit Errichtung der Haftlokale/ Gefängniszellen im EG, Keller und im oberen Turmgeschoss. |
1806 | Unter Napoleon wird Ostfriesland dem Königreich Holland zugeschlagen |
1810 | Ostfriesland geht an das Kaiserreich Frankreich. Während der französischen Besatzungszeit werden im Rathaus Haftlokale im Erdgeschoss, Keller und im oberen Turmgeschoss errichtet. |
1815 | Wiener Kongress: Ostfriesland wird Teil des Königreichs Hannover |
1829 | Einrichtung der Gewerbeschule in der Theelkammer, Vergrößerung der Fenster zur Ostseite, Neubau eines Kamins |
1839 | Verlegung des hölzernen Fußbodens und Einbau der neuen Holzdecke in der Theelkammer |
1859 | Abtretung des alten Rathauses an die Stadt Norden |
1859 | Umfangreiche bauliche Veränderungen im Rathaus |
1866 | Ostfriesland fällt mit Hannover an Preußen |
1870 | Umgestaltung der Theelkammer, Neufassung |
1884 | Verlegung der Gewerbeschule in das obere Stockwerk |
Ende 19. Jhd. | Nutzung der nördlichen Räume im EG als Haftlokale |
1914-1918 | Erster Weltkrieg, Beginn der Stromversorgung |
1922 | Das Alte Rathaus wird an den Norder Heimatverein vermietet |
1930er Jahre | Diverse Sanierungsmaßnahmen des Mauerwerkes |
1939 | Anfänge der Wasserversorgung |
1939-1945 | Zweiter Weltkrieg |
1958 | Beginn der Kanalisation |
1964 | Einbau einer Heizungsanlage |
1980 | Diverse Sanierungsmaßnahmen: Erneuerung des Nordgiebels bis auf die Kellermauern, Abbau der Putzdecke aus dem 18. Jhd., statische Maßnahmen im Dachgeschoss, Bau eines Kamins im Rathaussaal |
1984 | Renovierung EG, Renovierung der Theelkammer, Erneuerung des Kamins, Erneuerung der Putze |
1989 | Neubau Toilettentrakt Innenhof |
1993/1994 | Umbau Keller |
2011-2014 | Neusanierung des Alten Rathauses und der Gebäude in der Westerstraße 2-4, Neukonzeption der Dauerausstellung |